ABS für Motorräder wird ab 2016 Pflicht
Ab 2016
sollen neue Motorräder, Roller und Geländefahrzeuge in der Europäischen Union
sicherer und sauberer werden. Große Motorräder (über 125 Kubikzentimeter
Hubraum) sollen dann mit dem Antiblockiersystem (ABS) ausgestattet werden,
kleinere Motorräder und Motorroller mit einem ABS- oder einem Kombi-Bremssystem.
Das EU-Parlament stimmte am Dienstag für
die neuen Vorschriften. Sie betreffen etwa 30 Millionen Fahrzeuge. Ab
2016 sollten für sie auch strengere Bestimmungen für Emissionen gelten.
Sicherheitsbewusste Biker in Deutschland müssen aber nicht erst warten, bis die
neue EU-Verordnung zur ABS-Pflicht für Motorräder greift. "Hierzulande ist das
Antiblockiersystem inzwischen für die meisten aktuellen Modelle mit mehr als 125
Kubikzentimeter Hubraum serienmäßig oder optional erhältlich", sagt Reiner
Brendicke, Hauptgeschäftsführer des Industrie-Verbands Motorrad (IVM).
"Deutschland spielt da eine Vorreiterrolle, weil der Wunsch nach ABS-Systemen
hier sehr ausgeprägt ist und die Industrie bereits ein entsprechendes Angebot in
allen Fahrzeugkategorien geschaffen hat."
BMW Motorrad hat ABS nachgerüstet
So rüstete zum Beispiel BMW Motorrad in
den vergangenen Monaten seine komplette Fahrzeugpalette mit serienmäßigen
Stotterbremsen nach. Und von den vielen neuen Maschinen für 2013, die jüngst auf
den Zweiradmessen Intermot in Köln und EICMA in Mailand enthüllt wurden, haben nahezu
alle ABS an Bord.
ADAC fordert: auch bei Leichtkrafträdern Pflicht
In den Hubraumklassen bis 125
Kubikzentimeter sieht die Sache allerdings anders aus, ABS ist dort noch die
Ausnahme. Für die bei Fahranfängern beliebten Leichtkrafträder müsse das System
ebenfalls Pflicht werden, fordert unter anderem der ADAC. "Technisch lässt
sich das problemlos machen, höhere Produktionskosten dürfen dem nicht im Wege
stehen", betont ADAC-Motorradexperte Ruprecht Müller.
ABS-Pflicht erst ab 125 Kubikzentimetern
In der am Dienstag vom EU-Parlament
verabschiedeten Verordnung zur ABS-Pflicht für motorisierte Zweiräder geht es
vorrangig um Modelle mit mehr als 125 Kubikzentimeter Hubraum. Ab 2016 müssen
die Hersteller alle neuen Modelltypen in diesen Klassen verbindlich mit ABS
ausrüsten. Ab 2017 gilt diese Pflicht für alle zugelassenen Neufahrzeuge. Für
die Achtelliter-Klasse sowie kleinere Motorräder und Roller bis einschließlich
50 Kubikzentimeter Hubraum haben die Hersteller die Wahl zwischen ABS und
Kombibremsen, bei denen die Bremskraft automatisch auf beide Räder verteilt
wird.
Kombibremsen weniger wirksam
"Kombibremsen haben aber den Nachteil,
dass im Gegensatz zum kostspieligeren ABS ein Blockieren der Räder bei
Vollbremsungen nicht verhindert wird", erklärt ADAC-Experte Müller. Ein Sturz
sei dann in der Regel unvermeidbar.
Viel weniger Unfälle durch ABS
ADAC und IVM begrüßen die neue
EU-Verordnung. Eine Untersuchung des ADAC von mehr als 1500 Verkehrsunfällen mit
Motorradbeteiligung hat ergeben, dass mit Hilfe von ABS fast jeder fünfte Crash
(21 Prozent) verhinderbar wäre oder glimpflicher ausgehen könnte. Bei
sogenannten Alleinunfällen, in die ausschließlich ein Motorrad involviert war,
hätte ABS sogar in 45 Prozent der Fälle geholfen.
Quelle: dpa
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