Donnerstag, 15. August 2013

Die W800 als Reiseschiff

Im Juni und Juli konnte ich die W800 ausgiebig daraufhin testen, inwiefern sie sich als " Reiseschiff" eignet.
Auf meine 4 wöchigen Reise habe ich folgende Gepäckstücke mit genommen:




1x 23 Liter Tankrucksack: hierdrin hauptsächlich Werkzeug in Form eines Ratschenkastens, Inbusschlüssel und Maulschlüssel desweiteren Kabelbinder, Caffaband, einem Bremsscheibenschloss und Spanngurten. Kettenspray, Imprägnierspray und WD40 durfte ebensowenig fehlen, wie die obligatorische Reiseapotheke und das Microfasertuch. Mit der Waschtasche war der Tankrucksack dann auch voll.

In den Hepko Becker Seitenkoffern befanden sich zur einen Seite das Regenzeug und allerlei Motorradspezifische Kleidung wie Handschuhe, Schals, Brillen, Nierengurt, Visier usw.zur anderen Seite eine weitere Textil Motorradhose und alternative Motorradschuhe und 300 ml Öl.

In der Topcasetasche führe ich immer " alles was man braucht für einen Tag" mit. Zivilschuhe und Strümpfe, 1 T-Shirt, 1 Bluse , 1 Hose, 1 Pullover, 1 Nachtzeug, Wertsachen, Kamera, Ersatzbrille, 1x Unterwäsche, Miniwaschtasche. So muss ich tagsüber nie in meine Gepäckrolle und habe auch z.B auf Fährenüberfahrten oder auf dem Autozug in einer Tasche alles was ich für die Nacht und den nächsten Tag benötige und kann ggf. den Rest einfach auf dem Moped belassen.

Besagte Gepäckrolle beherbergt dann, in 4 Kompressionstüten, nach Themen geordnet, alles was man so zum Wechseln benötigt.

Gefahren wurden von mir u.a auch längere Strecken Autobahn, das längste Stück von Amsterdam nach Hamburg. Auch wenn es so aussieht, habe ich mich zwischen den Gepäckstücken nie eingezwängt gefühlt. Die 50 Liter Rolle hochkant gestellt, bietet noch genügend Platz zum Nachhintenrutschen. Der 23 Liter Tankrucksack ist von mir aber zu keiner Zeit prall gefüllt gefahren worden, da ich oberhalb des Bauchnabel nichts mehr haben wollte, an das ich anstoße. Auch musste ich aufpassen, dass die Halterung des Windschildes nicht den Lenkeinschlag beeinträchtigt hat. Der Wendekreis eines Lkws ist nicht erstrebenswert.

Die Vorspannung der hinteren Federn habe ich um eine Stufe härter gestellt und bin mit einwenig mehr Druck auf den Reifen gefahren.
Vom Fahrgefühl her habe ich keine Einschränkungen feststellen können. Im Gegenteil - ich fand die Maschine lag mit dem Gepäck recht satt auf der Strasse. Die Federung arbeitet gut, bei einer Vollbremsung geht man jedoch mit der vorderen Federung schnell mal auf Block. Hier würde sich der ein oder andere sicherlich eine individuelle Härteeinstellung wünschen - ich auch.

Ich konnte auch auf kleinen Singleroads, die wir zumeist befahren haben, alsauch auf grösseren Landstraßen keinerlei Einbussen der Fahreigenschaften feststellen, jedoch muss ich dazu sagen, dass die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit die 90 km/h auf Landstraßen selten überschritten hat.
Steile Berge meisterte sie mit Gepäck ebenso wie die Abfahrten. Mit Stahlflexleitung und GPZ 1100 Belägen war sie stets gut zu kontrollieren.

Der durchschnittliche Verbrauch der W800 betrug meist zwischen 3,8 - 4,5 Liter. Auf 5500 km habe ich 300 ml Öl, das ich dabei hatte, nachgegossen und zu Hause angekommen nochmal 300 ml. Man sollte also - außer man hat gerade vorher Öl und Filter gewechselt - 100 ml pro 1000 km Fahrt dabei haben. Die ersten 6000 km nach dem Oelwechsel habe ich keinen Verbrauch bisher feststellen können. Bei mineralischem Öl mag das anders sein. Ich fahre teilsynthetisches 10W 40, das verliert mit der Zeit ihre Eigenschaften.
Die Schaltung läuft aber meines Erachtens weicher.
Das Werkzeug habe ich auf den ganzen 5500 km kein einiges Mal benötigt.
Einzig die Halterung der Scheibe musste zu Hause nachgezogen werden.

Regenfahrten und Schutz auf der W800:

Viele bevorzugen auf der Reise durch ein doch nicht immer trockenes Gefilde wie Schottland ein Motorrad, das einwenig Schutz vor Wind und Regen bietet.
Ich jedoch muss sagen, dass ich auf der Reise auch an nassen Tagen nichts vermisst habe. Die mittelgroße Scheibe und der Tankrucksack bieten hierbei sehr grossen Komfort. Die Sitzbank mit Ihren Querrillen liessen ein Sitzen im Wasser nicht zu. Dies floss umgehend nach der Seite ab. Einzig Knie Schienbeine und Hände waren verstärkt der Nässe ausgesetzt.

Früher oder später waren Regenhose und Jacke sowie Gummiüberhandschuhe von Vorteil, um das Fließen des Wassers in die Stiefel und die Ärmel zu verhindern. Am ersten Tag mit dem gelben Regenschutz bestückt, behielt ich dies auch bei schönem Wetter bei, aus Sichtbarkeitsgründen und weil man so schnell die GummiHandschuhe griffbereit hatte oder verstauen konnte.
4 Jahreszeiten an einem Tag waren auf der Reise keine Seltenheit.

Die W zeigte sich gefällig auch bei Regenfahrten auf schmalen kurvenreichen Strecken. Die Dunlopp T100 hielten gut. Es war jedoch stets Vorsicht geboten, kaum eine Strasse ohne Rollsplitt in den Kurven.

Belastbarkeit des Gepäcks:



Da die Gepäckrolle an einigen Stellen die Oberseite des Koffers berührte löste sich trotz peniblem Putzen der Rolle und des Koffers die Farbe der Kunststoffteile der Hepko Becker Koffer bei Regen. Auch hat der weiße Schriftzug der  Louis Rolle, den ich wohlweislich schon Richtung Topcase gedreht hatte, damit er mir nicht die Lederjacke versaut, löste sich mit der Zeit im Regen auf.
Durch die häufigen Regenfahrten sammelte sich täglich ein Haufen Sand hinten am Koffer aber auch zwischen Koffer und Träger. Trotz zwischenzeitlichem Putzen hat der Sand durch das vermehrte Abnehmen der Koffer, um an das Regenzeug zu kommen, Gebrauchsspuren an den Trägern hinterlassen.
Auch sollte man die Koffer nicht einfach irgendwo hinstellen oder über den Boden schleifen. Die Gummischicht die die Koffer umgibt ist sehr empfindlich. Schnell hat man Kratzer drin oder ganze Teile werden abgerieben.
Abstandshalter unten und oben am Koffer wären von Vorteil gewesen.
Für den offroad hardcore Einsatz würde ich wahrscheinlich eher Alukoffer bevorzugen. Mit oder ohne Innentaschen waren sie aber stets wasserdicht.



FAZIT:

Ich für meinen Teil kann die W800 als Reiseschiff nur empfehlen.
Auch bei einer beladenen W büsst sie nichts von Ihren Fahreigenschaften und der leichten Rangierbarkeit ein. Für kleine kurvige Landstraßen wie geschaffen, ist sie stets ein Hinkucker und Basis, um mit dem Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Das Gepäck abgebaut und im Hotel gelassen wird sie ruckzuck wieder zu einem wendigen Gefährt zum Sightseeing in der Stadt.

Die ganze Reise findet ihr hier:
http://schottland-by-vespa.blogspot.de/



2 Kommentare:

  1. Hallo Adagio!

    Mein Kommentar passt zwar nicht zu Deinem aktuellen Reiseartikel, ist aber bestimmt für manch W800 Fahrer schon deshalb interessant, weil ich meine, die optimale Lösung für das (optische) Problem, der serienmäßig fehlenden Einspritzanlagen-Blende, links, gefunden zu haben - ... hier mein kleines Technik-Video:

    http://www.youtube.com/watch?v=aDA3MaXf30c&feature=c4-overview&list=UU9CF6TBTsqv1Gt-1wKvZZ0A

    Kontakt: easy-wind@arcor.de

    Könntest Du, bei Gefallen, das Video in Deinem Blog posten & mein Angebot weiter empfehlen?

    Gruß,

    Easywind

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  2. Hallo Adagio!

    Danke, dass Du meinen Beitrag zum Blenden-Manko der W800 & den dazu gehörigen Video-Link gepostet hast! Super-nett von Dir!

    Ich musste das Video aber leider, zunächst mal (!), wieder löschen, um vorab die rechtliche Seite meiner Idee & meines Angebots zu überprüfen!

    Darum funktioniert der Link nun nicht mehr - sobald ich aber Bescheid weiß & viell. einen neuen Link habe, melde ich mich wieder bei dir!

    InteressentInnen darfst Du gern meine E-Mailadresse, easy-wind@arcor.de , weitergeben ... dann informiere ich sie selbst über den Sachstand!

    Vielen Dank & gute Fahrt!

    Easywind

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